B21F6BB4-1C5E-4341-9402-72115F03EA26 02. Oktober 2017

"Man muss sich unbedingt selbst treu bleiben"

Ein Kurzinterview mit Mrs. Bella, Influencerin in den Bereichen Kosmetik und Mode.

Youtuber kann jeder werden, doch wie hat man damit auch Erfolg?

Es kommen immer mehr Youtuber dazu, deshalb ist es natürlich inzwischen wesentlich schwieriger geworden,  erfolgreich zu werden.  Aber das Wichtigste ist zweifellos Kontinuität. Durch die Algorithmen von Youtube und Facebook erscheint man als Youtuber im Ranking weiter oben, wenn man regelmäßiger agiert. Zweiter wichtiger Faktor: Man muss sich unbedingt selbst treu bleiben. Es hat keinen Zweck, jemanden anderen nachzuahmen,   denn die Person gibt es dann ja schon und die hat dann bereits ihre eigene Fangemeinde. Außerdem sollte man immer mit der Zeit gehen und darauf achten, was die eigene Community gerade feiert. Als Youtuber sollte man zeitnah die Kommentare mitlesen und darauf achten, was die Nutzer sich wünschen und darauf eingehen.

Als Hairstylistin und  Make-up Artist bist Du prädestiniert für einen Beauty-Channel. Wie wichtig sind solche Skills oder reicht es einfach, wenn man sich gerne schminkt?

Die Prozentzahl derer, die das wirklich gelernt haben, was sie auf Youtube präsentieren, ist sehr klein. Die meisten bringen sich alles durch Youtube-Videos selbst bei. Ich habe dort auch einiges Neues dazugelernt. Man muss also nicht zwangsläufig eine Ausbildung für das bevorzugte Thema haben, um erfolgreich zu sein. Ich habe ja auch keine Ausbildung zum Cutter und trotzdem kann ich Videos schneiden. Das bringt man sich bei.

Aber erhöht es nicht die Authentizität, wenn eine echte Make-up-Artistin den richtigen Umgang mit Kosmetik lehrt?

Das natürlich schon. Ich lese immer wieder, dass die Leute mir mehr vertrauen, weil ich das gelernt habe und damit von Haus aus mehr Ahnung habe, als jemand, der nur hobbymäßig ein bisschen schminkt.

Du hast schon mit vielen großen Marken zusammengearbeitet, was waren die wichtigsten?

Eine meiner wichtigsten Partner ist Maybelline. Einmal in der Woche interviewe ich im „Maybelline Glossy Talk“  Models, Designer, Make-up & Nail-Artists und Youtuber. Dabei geht es  um Make-up Trends, Beauty-Hacks, Fashion Weeks und neue Produkte. Super läuft auch die aktuelle Kooperation mit BH Cosmetics, mit denen ich meine eigene Lidschattenpalette herausbringen konnte. Das ist für mich schon etwas ganz Besonderes. So eine Gelegenheit bietet sich mir auch nicht jeden Tag. Ich bin aber nicht nur auf Beauty-Produkte abonniert. Vor kurzem hatte ich eine Kooperation mit Ford.

Wie oft wirst Du von Marken angefragt? Mehr als Du bewältigen kannst?

Ich denke, mein Manager von  TubeOne Networks, die mich vermarkten, kann sich nicht beschweren,  zu wenig Anfragen zu bekommen. Wir lehnen aber in der Tat viele Anfragen ab. Einige Marken  sind nicht seriös, manche haben auch gar kein Budget zur Verfügung. Und natürlich sortieren wir auch aus, was nicht zu mir passt. Ich muss mich mit den Marken-Werten identifizieren können, sonst bin ich nicht mehr glaubwürdig.

Was passt zu Dir?

Am besten passen Marken, die ich selbst benutze.

Du bist also auch passionierte Ford-Fahrerin?

Nein, aber in diesem Fall passte die Story. Ford stellte seine Kampagne für den neuen Fiesta unter das Motto #LebenfürFortgeschrittene.  Ein schönes Motto. Ich wurde gefragt, was für mich Ankommen bedeutet. Ankommen heißt für mich, auch manchmal Zeit für sich zu haben. Am besten hilft da shoppen...warum nicht mit einem Ford Fiesta shoppen gehen? Das passt zu mir.

Wie sieht eine typische Kooperation aus?

Meist bekommt man einfach Produktproben zugeschickt. Wenn sie zu meinem Channel passen, stelle ich diese dann auch gerne vor. Wenn dadurch eine Kooperation entsteht, wie bei Maybelline, ist das eine Win-Win-Situation. Ich benutze die Kosmetika ja ohnehin und wenn ich dafür entlohnt werde, umso besser.

Dennoch ist das ein oft kritisiertes Thema. Leidet die Authentizität unter solchen Entlohnungen?

Nein, das finde ich überhaupt nicht. Es ist in Deutschland gesetzlich geregelt, dass man klar kennzeichnen muss, wenn man für eine Marke Werbung macht. Insofern ist das auch nichts anderes als ein Product Placement in einer Fernsehserie. Natürlich bekommen wir für unsere Arbeit ebenso Geld wie jeder andere Mensch. Youtuber haben einen aufwändigen Job: Sie sind Produzenten, Kameramänner, Cutter und Moderatoren. Das erledigen wir in der Regel alles selbst, natürlich möchten wir dafür auch entlohnt werden. Ob Heidi Klum ein Haarspray vorstellt oder ich, macht für mich keinen Unterschied. Warum also soll sie Geld dafür bekommen und ich nicht? Marketer müssen das erst lernen. Dass ein Youtuber für seine Arbeit entlohnt wird, war nicht von Beginn an so, das hat sich erst im Laufe der Professionalisierung ergeben. Die eigene Community stört das überhaupt nicht, wenn hie und da auch bezahlte Beiträge erscheinen, sofern klar ersichtlich ist, dass wir dafür auch Geld bekommen.

Inwieweit dürfen Marken bei bezahlten Kooperationen Einfluss auf die Präsentation nehmen?

Es ist wichtig, im Vorfeld genaue Vereinbarungen zu  treffen, was die Marke gerne haben möchte. Marketer wollen natürlich immer sehr viel und dann prüfe ich, was davon sich im Einklang mit meinem Kanal realisieren lässt und was nicht. Manche Marketer denken immer noch, ein Youtube-Video funktioniert wie eine Fernsehwerbung, bei der sie den Plot genau festlegen können.  Ich würde mir aber garantiert nie einen Text vorgeben lassen, den ich dann  herunterrasseln soll. Die meisten Unternehmen haben das inzwischen aber auch begriffen, dass Kooperationen mit Youtubern anders laufen müssen,  damit deren Authentizität nicht leidet. Je unwerblicher ein Produkt präsentiert wird, je natürlicher ich davon erzähle, wie ich ein Produkt finde, desto besser funktioniert es auch.

Inwieweit ist vertraglich festgelegt, was der Youtuber für das Unternehmen leistet?

Da gibt es genaue Regelungen, übrigens auch dazu, wie ein Unternehmen das Material nutzen darf, ob sie etwa Videos auch auf ihren eigenen Kanälen abspielen  dürfen oder welches meiner Bilder sie verwenden dürfen. Natürlich will jede Marke so viel wie möglich Einfluss nehmen. Die Unternehmen bekommen aber ohnehin alles zu sehen, bevor es online geht. Sie können jederzeit  ihr Veto einlegen, wenn etwas nicht passt – sei es, dass ein Produkt nicht so gezeigt wird, wie man sich das gewünscht hätte oder dass sich etwas negativ anhört, obwohl das von mir gar nicht beabsichtigt war. Natürlich würde ich dann nachbesseren. Was die grundsätzliche Inszenierung angeht, haben wir aber meist freie Hand und die Marken vertrauen uns inzwischen, weil wir eben auch am besten wissen, was bei unserer Community ankommt und was bei Youtube funktioniert.