24. November 2022
Diese Frage kann heute noch nicht vollumfänglich beantwortet werden. Technologien entwickeln sich rasant, wenn auch evolutionär, weiter. Es wird nicht den besonderen Moment geben, an dem wir sagen: jetzt ist das Metaverse da und wir nutzen es! Das Internet oder wie es auch gerne bezeichnet wird - der Cyberspace - entwickelt sich kontinuierlich weiter. Am Anfang standen einfache Webbrowser, über die man sich Informationen beschaffte oder Einkäufe tätigte. In der weiteren Entwicklung hat sich der Zugang vom Schreibtisch gelöst, wurde mobil und sozial interaktiv.
Allerdings wird uns die Art des Zugangs, ob am Computer oder über das Smartphone, von der Technologie über Tastatur, Maus oder Touchscreens vorgegeben. Und genau an dieser Stelle setzt das Metaverse an. Eine natürliche Interaktion mit der digitalen Welt wird zunehmend zur Selbstverständlichkeit. Das „Eintauchen“ in den Cyberspace wird zur immersiven Erfahrung. Barrieren zwischen der physischen und der digitalen Welt werden immer kleiner. Technologien wie Augmented bzw. Mixed Reality oder Conversational AI deuten dabei bereits heute den Weg in die Zukunft.
Wir werden damit immer natürlicher mit der digitalen Welt interagieren und uns dort unterhalten, treffen, arbeiten, konsumieren und Content beitragen. Außerdem werden auch weniger technologieaffine Menschen an der digitalen Erlebniswelt partizipieren. All diese Faktoren werden zu neuen Anwendungen und Geschäftsmodellen führen, die sich heute in Konturen abzeichnen, aber noch nicht vollumfänglich zu erkennen sind.
Die Herausforderungen bewegen sich auf unterschiedlichen Ebenen. Auf der Technologieseite sehen wir eine evolutionäre Entwicklung. Der Erfolg des Metaverses ist hauptsächlich davon abhängig, wie einfach nutzbar und intuitiv neue Geräte und Geräteklassen sein werden. Auch darf die Frage der benötigten Rechenpower und der Leistungsfähigkeit mobiler Netze nicht unterschätzt werden. Werden uns Quantencomputer, die die immensen Rechenanforderungen eines Metaverses befriedigen können, zur Verfügung stehen? Werden wir ein 6G Netzwerk haben, das auch flächendeckend verfügbar ist?
Kommerziell erleben wir gerade, dass ein großer Player, der Meta-Konzern, in Bezug auf seine Metaverse-Investitionen negativ in die Schlagzeilen gekommen ist. Davon abgesehen geht die Idee des Metaverses ohnehin davon aus, dass es frei zugänglich ist und keine (Unternehmens-)Grenzen kennt. Hier stellt sich die Frage, ob Digitalriesen wie Microsoft, Alphabet bzw. Google oder Meta ihre Marktmacht durchsetzen können. Können sich unternehmensübergreifende Standards etablieren, denen sich diese Konzerne unterordnen müssen? Oder muss sich der Nutzer entscheiden, an welchem "Metaverse" er teilnehmen wird?
Auch soziale und kulturelle Herausforderungen sind nicht zu unterschätzen. In Zeiten von Fake News, Cyber Crime oder Herausforderungen rund um Privacy und Datenschutz stellt sich die Frage des Digital Trust. Vertrauen wird zu einer Grundvoraussetzung für den Erfolg des Metaverses. Werden die Teilnehmer die Souveränität über die von ihnen geteilten Inhalte, Stichwort Web3, zurückgewinnen? Werden sich verlässliche, fälschungssichere Digitale Identitäten etablieren?
Wie wir sehen, sind noch diese und viele weitere grundlegende Fragen zu beantworten und Herausforderungen zu bewältigen, bevor die Vision eines Metaverses Wirklichkeit wird.
Zum einen wird das Metaverse die Art der Zusammenarbeit weiter verändern. Räumliche Distanzen werden kleiner, insbesondere bei Unternehmen, die in der Fläche und über große Distanzen tätig sind. Viele Aufgaben, die heute mit Reisetätigkeit verknüpft sind, würden sich in einem Metaverse einfacher erledigen lassen. Auch bei Planungstätigkeiten oder in der Forschung und Entwicklung können alternative Lösungsräume in einem Metaverse anfassbar simuliert werden, ohne dass physisch gebaut werden muss.
Für Unternehmen die in der Reise-, Transport- und Logistikbranche tätig sind, birgt das Metaverse ein heute noch nicht abschätzbares Disruptionspotenzial. Möglichkeiten, die wir heute ausschließlich in der realen Welt haben, werden in nicht zu naher Zukunft virtuell und immersiv abbildbar sein. Das wird selbstverständlich den Bedarf und die Nachfrage nach physischem Reisen und Transport beeinträchtigen.