B21F6BB4-1C5E-4341-9402-72115F03EA26 21. Oktober 2021

Trends 2021: Städte wollen intelligenter und grüner werden

Green- und Smart-City-Lösungen liegen voll im Trend – nicht erst seit der Pandemie stehen lebenswertere, intelligentere öffentliche Räume ganz oben auf der Wunschliste von Städten und Gemeinden, aber insbesondere auch von Bürgern.

Saubere Luft, bessere Aufenthaltsqualität, mehr Grünflächen und Mobilitätshubs sind genauso gefragt wie moderne Bürgerinformation, digitale Warnungen, Sicherheit sowie Verkehrslenkung. Eine öffentliche Infrastruktur und öffentliche Leistungen, die sich an die Nutzer (Bürger, Unternehmen) anpassen und nicht andersherum. Die resiliente Stadt wird gesucht. 

Das sind große Herausforderungen für Bund, Land und Kommunen, insbesondere da die Pandemie die öffentlichen Kassen stark beansprucht hat. Ob Smart- oder Green-City-Initiativen: Eine moderne digitale Infrastruktur und darauf basierende Dienstleistungen sind immer die Basis.

Welche Green- und Smart-City-Angebote stehen im Herbst 2021 – nach 18 Monaten Pandemie – oben auf der Wunschliste deutscher Städte? invidis hat sich umgehört: Obwohl sich die Prioritäten der 40 größten Städte unterscheiden – wenig überraschend in der föderalen Bundesrepublik –, kristallisieren sich einige Trends heraus. Smart-City-Angebote rund um digitale Bürgerservices und Mobilität liegen vorne, gefolgt von Green City und digitaler Infrastruktur.

Doch wie finanzieren Städte und Gemeinde Smart- und Green-City-Initiativen?

 

Hallo Alexa, wann kommt der Bus?

Ganz oben stehen Angebote rund um Barrierefreiheit und Sprachfunktion. Neben gesetzlichen Vorgaben sind insbesondere der Komfort und die Einfachheit von sprachgestützter Interaktion ausschlaggebend. Denn Millionen von Bundesbürger nutzen Sprachservices schon zuhause und auf dem Mobiltelefon. Die Vorteile von Voice-Assistenten: Sie sind leicht und verhältnismäßig kostengünstig zu integrieren, unterstützen viele Sprachen, sind einfach zu bedienen und liefern somit einen wichtigen Baustein zur barrierefreien Stadt. Ob an Bushaltestellen, am Übersichtsplan auf dem Marktplatz oder integriert in Smart Poles (intelligente Straßenlampen) – eine Internetverbindung, Mikrofon und Computing-Power reicht. Die größte Herausforderung liegt mehr in der fehlenden Sichtbarkeit der Lösung. Woher sollen Nutzer des öffentlichen Raums wissen, dass sie mit der Straßenlampe oder der Wartehalle per Stimme kommunizieren können? Digitale Touchscreens und Notrufsäulen dagegen sind gelernt und bieten neben Information auch aktive und passive Sicherheit.

Ebenso gefragt wie barrierefreie Kommunikation und Sprachassistenten sind Mobilitätsplattformen, insbesondere Apps, die Bürger und Gäste über Verkehrsoptionen informieren. Treiber sind die Reduzierung des Parksuchverkehrs, Förderung von Elektromobilität und der Umstieg auf umweltfreundliche Verkehrsmittel wie ÖPNV und Fahrrad. Neben einer verbesserten Infrastruktur – insbesondere der Ausbau von Fahrradwegen und der Aufbau von Elektromobilitätsinfrastruktur (Ladesäulen) – sind intelligente, nachfragesteuernde Dienstleistungen gefragt.

 

Grünere und lebenswertere Innenstädte

In einem Jahr, in dem die Klimakrise eines der Topthemen des Bundestagswahlkampf war, stehen auch Green-City-Maßnahmen oben auf der Agenda. Erzeugung von grünem Strom mit Sonnenkraft (PV), aber auch der Einsatz von nachhaltigen Baumaterialien sind sehr wichtig in den kommenden Jahren. Bisher weniger relevant für Städte und Gemeinden sind bei Bürgern beliebte Green-City-Maßnahmen wie Living Walls (Moos), Luftreiniger oder Biodiversitätsmaßnahmen, wie Naturwiesen für Bienen in Innenstädten.

Auch der breite Einsatz von Luftqualitätssensoren und anderen indirekten Umweltmaßnahmen haben offensichtlich geringere Priorität. Ausschlaggebend ist dabei wohl der nur indirekte Nutzen von Daten. Die besten Daten – ob historisch, real-time oder Vorhersagen – sind nur so viel wert, wie auf deren Basis auch umsetzbare Maßnahmen erzielt werden können. Die reine Erhebung von Daten bietet kaum Mehrwert – sichtbare und sofort realisierbare Maßnahmen wie aktive Verkehrslenkung oder (Katastrophen-)Warnmeldungen sind gefragt.

 

Infrastruktur – nicht sexy, aber Basis für Unternehmen

Smart City ist aber nicht nur ein Netz von attraktiven und nutzstiftenden Anwendungen und Services, sondern bedarf auch einer robusten, modernen Infrastruktur. Dazu zählen exzellente Mobilfunkversorgung auch auf Straßenniveau (Micro-Cells), Smart Poles (intelligente Straßenbeleuchtung, Sensoren,) und zunehmend auch Ladestationen sowie andere Elektromobilitätsinfrastruktur. Der in den vergangenen Jahren stark gestiegene Bedarf nach intelligenter physischer Sicherheit, zum Beispiel durch Poller oder Sicherheitskameras, ist ein weiterer Treiber für die Smart-City-Infrastruktur. Derartige Maßnahmen sind ohne Partner nicht zu realisieren und liegen oft nicht in der Alleinverantwortung der öffentlichen Hand.

 

Finanzierung und Partnersuche

Ob Smart- oder Green-City-Initiativen: Städte und Gemeinde benötigen Partner aus der Wirtschaft, um passende Lösungen zu entwickeln, auszurollen und zu betreiben. Insbesondere die Themen Digitalisierung und Daten – ohne die Smart-City- und größtenteils auch Green-City-Lösungen nicht zu realisieren sind – benötigen große und innovative Partner. Es ist nicht damit getan, ein paar Sensoren, PCs und Displays zu verbinden. Das Digitalgeschäft ist ein Plattformbusiness mit sehr hohem Innovationstempo und großen Skaleneffekten. Ein Beispiel: Sensoren und Analytics konnten vor zwei Jahren erst mit 80 Prozent Genauigkeit Verhaltensmuster im öffentlichen Raum erkennen, heute liegt der Wert dank enormer Fortschritte in der Künstlichen Intelligenz (KI) bereits bei 95 Prozent. Notwendig sind aber 98 Prozent und mehr für einen reibungslosen Einsatz. Digital-Plattformen ermöglichen geringe Kosten durch ihre hohe Skalierbarkeit – die Zeiten von Insellösungen sind vorbei.

Kommunale Digitalanbieter sind gute Partner für die Digitalisierung der Verwaltung – bei der Digitalisierung des öffentlichen Raums mit Smart-City- und Green-City-Lösungen müssen Dutzende verschiedene Systeme sowie Anbieter kombiniert und koordiniert werden. Am besten mit Partnern, die Skaleneffekte ermöglichen. Out-of-Home-Anbieter haben sich bereits in den vergangenen Jahrzehnten als zuverlässiger Partner von Städten und Gemeinden bewährt. Die heute im Einsatz befindlichen Stadtmöblierungslösungen wären ohne Ströer, Wall Decaux und andere kaum möglich.

Refinanzierte Out-of-Home-Infrastruktur wie Wartehallen ist im öffentlichen Raum bereits vorhanden, elektrifiziert und oft auch digitalisiert. Langjährige Stadtvermarktungsverträge ermöglichen einen Planungshorizont, der eine strategische Integration von Smart-City-Touchpoints und Green-City-Komponenten ermöglicht. Auch können OoH-Anbieter skalierbaren Zugang zu datenschutzkonformen Lösungsplattformen ermöglichen, da sie bundesweit tätig sind.

Wichtig bei Smart- und Green-City-Projekten ist die Nutzung von Standardangeboten. Die hohe Innovationskraft und die rasende Weiterentwicklung von KI erzeugen ein kontinuierlichen Upgrade-Bedarf. Ohne Standardisierung, Skalierbarkeit und Partner sehen Smart-City-Konzepte schnell alt aus.

 

Alternativen zu Out of Home?

Smart City as a Service (SMaaS) ist ein neuer Geschäftsansatz, der zum Beispiel von Intel getrieben wird. Dabei übernimmt der Chiphersteller die Investitionen und den Betrieb der Smart-City-Infrastruktur und analysiert die Daten; die öffentliche Hand zahlt dafür eine monatliche Abonnementsgebühr. Erste mexikanische Städte erhalten zurzeit somit erstmals eine moderne Smart-City-Infrastruktur. Ein Geschäftsmodell. das in Europa aufgrund von Datenschutz und kulturellen Gegebenheiten kaum vorstellbar ist.