16. Juli 2019
Jahrhundert-Hochwasser in Hamburg, Hurricane Sandy in New York, die Anschläge in Paris – jede Stadt wird immer wieder vor große, schwerwiegende Herausforderungen gestellt. Ein Begriff, der in diesem Zusammenhang, insb. bezüglich der Prävention immer wieder fällt ist Urban Resilience.
Resilience aus dem Englischen übersetzt bedeutet Unverwüstlichkeit oder Flexibilität, der Wortstamm kommt vom lateinischen „resilio“, was zurück- oder abprallen bedeutet.
Was also bedeutet dieser Begriff, den es an der Universität Weimar bereits als Studiengang gibt, genau? Resiliente Städte zeigen sich laut Trendexplorer im Hinblick auf politische, technische und soziale Krisen, auf die Folgen des Klimawandels, der Energiewende oder dem Auseinanderdriften der Stadtgesellschaft robust, anpassungsfähig und flexibel. Dabei kann eine Stadt zwei verschiedenen Arten von Krisen gegenüberstehen: Akuten Schocks oder chronischem Stress.
Akute Schocks bezeichnen Szenarien wie die oben genannten: Naturkatastrophen wie Erdbeben, Überflutungen, Epidemien oder terroristische Anschläge. Allerdings muss sich eine Stadt auch noch mit anderen, langfristigeren Problemen auseinandersetzen – dem chronischen Stress.
Dazu zählen Themen wie hohe Arbeitslosigkeit, ein ineffizientes oder zu teures ÖPNV-System oder Wasser- und Lebensmittelknappheit und Probleme bei der Rohstoffzulieferung. Es geht also um s.g. „slow moving desasters“, die die Struktur einer Stadt schwächen.
Natürlich sind viele Städte einer Kombination aus beiden Arten von Krisen oder mehreren Arten derselben Krise ausgesetzt: Ein Beispiel dafür ist das immer wieder von Erdbeben gebeutelte Haiti oder das 2005 von dem Hurricane Katrina getroffene New Orleans. Dort wurden vorherrschende Probleme wie Armut, Bildungsferne oder schlechte wirtschaftliche Entwicklungen durch Naturkatastrophen, also einen akuten Schock, weiter verschärft.
Eine wichtige Rolle in der Urban Resilience spielt die Organisation 100 Resilient Cities (100 RC) der Rockefeller Stiftung. In dieser Organisation sammeln sich regelmäßig 100 Städte weltweit, die sich für eine Rolle in der Organisation bewerben können. Wird man als Stadt in die 100 RC aufgenommen, hat das verschiedene Vorteile: Finanzielle und logistische Unterstützung für Urban Resilience-Projekte, die Einrichtung eines Beauftragten Chief Resilience Officer, der Zugang zu hilfreichen NGOs und weiteren Kontakten, die bei der Stärkung der Resilience unterstützen. Zudem wird man Teil des 100RC Netzwerks und kann sich darüber mit anderen Städten weltweit über Lösungen austauschen. Zu den momentanen Mitgliedern gehören weltweit bekannte Städte wie Barcelona, Bangkok, San Francisco und New York City.
Die 100RC hat verschiedene Bereiche definiert, die eine Stadt zu einer Resilient City macht: Dazu zählen Themen wie reflektives und inklusives Handeln, Integration, Robustheit, den Umsichtigen Umgang mit Ressourcen sowie Flexibilität.
Konkret kann dies verschiedene Formen annehmen. So etwa in Medellin, Kolumbien. Eine Stadt, die berühmt und vor allem berüchtigt ist für Drogen, vor allem Kokain und Kriminalität. Im Zuge der Urban Resilience-Maßnahmen hat Medellin eine Seilbahn angeschafft, um die verschiedenen Stadtteile miteinander zu verbinden. Was im ersten Moment sicherlich seltsam klingen mag, aber tatsächlich Wirkung gezeigt hat. Zunächst wurde der Verkehr der Stadt massiv gesenkt, was auch einen positiven Einfluss auf die Umweltbilanz hat. Durch die kostenlose Nutzung für Anwohner ergab sich die Möglichkeit für Bewohner der ärmeren Stadtteile in Randbezirken, in die Stadt zu kommen, um dort Arbeit zu finden. Es ergab sich nach kurzer Zeit ein messbarer Effekt auf die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt und der Kriminalitätsrate.
Ein ähnlich positives Beispiel gibt es aus der vietnamesischen Stadt Da Nong. Die Stadt ist regelmäßig durch Taifune bedroht, die große Schäden anrichten. Besonders die ärmeren Viertel sind davon betroffen, die notdürftig verkleideten Wellblechhütten dort bieten keinen Schutz und müssen nach jedem Sturm neu errichtet werden. Um dem entgegen zu treten wurden Microkredite an Bewohner dieser Hütten vergeben, damit diese ihre Häuser sturmsicherer machen können. Gleichzeitig sollen diese über günstige Versicherungen unterstützt werden.
Grundsätzlich bietet die Urban Resilience also diverse Ansätze, um das Leben in einer Stadt lebenswerter, sicherer und angenehmer für alle Bewohner zu machen. Weitere Informationen finden Sie in den bereitgestellten Links.