B21F6BB4-1C5E-4341-9402-72115F03EA26 13. März 2024

10 Jahre – 10 things | 3 Fragen an Dr. Andrej Heinke, Vice President Corporate Sector Research (CR/P),
Robert Bosch GmbH

Seit nunmehr 10 Jahren kuratieren wir jeden Montag im Rahmen unseres Newsletters „10 things you need to know“, die heißesten Trends und Innovationen für den deutschen Medienmarkt. Dieses runde Jubiläum haben wir zum Anlass genommen und im Rahmen einer Blogserie „3 Fragen an“, namhafte Medienschaffende gebeten, die aus ihrer beeindruckendsten strukturellen Veränderungen der vergangenen Jahre, die aktuell wichtigsten Herausforderungen und die zukünftigen am sehnsüchtigsten, gewünschten Innovationen zu beschreiben. 

Wie hat sich Deiner Meinung nach der deutsche Medien- und Werbemarkt in den letzten zehn Jahren strukturell verändert, und welche Entwicklungen haben Dich dabei am meisten beeindruckt? 

Die Dominanz der internetbasierten Werbung hat die Struktur des deutschen Medien- und Werbemarkts dauerhaft verändert. Am stärksten ist die Onlinewerbung gestiegen und in den letzten Jahren deren mobile Version. Beeindruckt hat mich die Resilienz des Fernsehens, aber auch der Zeitungen. Das kann man mit dem zunehmenden Altersdurchschnitt erklären, aber es prägt doch die Kultur des Diskurses und auch die Ausrichtung politischer Parteien auf „verlässliche“ Wählergruppen. Gut finde ich, dass der deutsche Medien- und Werbemarkt nicht von den amerikanischen Plattformpanzern untergepflügt wurde, sondern seine Eigenständigkeit bewahren konnte. Das gilt es zu verteidigen.

Was sind die aktuell wichtigsten Herausforderungen in der deutschen Medien- und Werbebranche, insbesondere in Anbetracht der rasanten Veränderungen durch die Digitalisierung? 

Wir sind am Beginn einer Entwicklung, die alle vermeintlichen Gewissheiten erneut in Frage stellt. Die Künstliche Intelligenz (KI) wird den Markt vollkommen umkrempeln. Das ist weitgehend unverstanden. Es betrifft aber Jeden und Jede in der Medien- und Werbebranche, außer den Klempnern. Es ist also nicht mehr die Digitalisierung, sondern deren Mechanisierung. Was sind jetzt und künftig die menschlichen Stärken? Ist es weiterhin die Kreativität, die jeder für sich beansprucht? KI kann das immer besser. Ist es Empathie? Noch am ehesten. Ist es Improvisationsfähigkeit? Vielleicht. KI kann und wird zuerst die Werbebranche revolutionieren, wenn immer mehr personalisierte Angebote entstehen. Die HMI-Schnittstellen werden immer einfacher. Sprachbarrieren fallen, Sprachanwendungen werden in den Alltag integriert. Aber wem werde ich künftig Glauben schenken und wem vertrauen? Das ist eine Chance für die Branche.

Wenn Du einen Blick in die Glaskugel werfen könntest: Welche Innovationen oder Entwicklungen würdest Du Dir für die Zukunft des deutschen Medien- und Technologiemarkts wünschen, welche hältst Du für wahrscheinlich?

Ich wünsche mir Inhalte, die aus Deutschland kommen und unsere demokratischen Werte verkörpern. Das wird ein neuer Kulturkampf, im eigenen Land und gegenüber den weiterhin amerikanisch dominierten Plattformen, auch wenn diese andere Namen tragen könnten als bisher. Wie bewahren wir vor diesem Hintergrund unsere Werte und unsere Souveränität?

Wir haben Ihr Interesse geweckt und Sie wollen jeden Montag die heißesten Media- und Tech-News der Woche direkt in Ihr E-Mail-Postfach? Hier geht’s zur Anmeldung.

Sie wollen mehr wissen? Sich mit uns austauschen? Schreiben Sie uns gerne an: Strategie(at)stroeer.de