02. Oktober 2017
Die Zahl ist schon unvorstellbar groß: Ganze 31.000 Einreichungen verzeichnete der Webvideopreis (WVP) Deutschland 2017. Damit ist der Preis, der von der European Web Video Academy (EWVA) verliehen wird und mittlerweile Europas größter und bedeutendster Social-Media-Award ist, wohl endgültig zum deutschen „Internet-Oscar“ avanciert. „Der WVP ist die Plattform, die die gesamte Creator-Branche und -Familie zusammenbringt“, erklärt Manjana Roth, die im August diesen Jahres in die Geschäftsführung der EWVA aufgestiegen ist und dabei das operative Management übernommen hat. „Somit zeichnet der WVP all das aus, was das Internet hierzulande bewegt und unterhält.“
Dieser hohe Stellenwert beeindruckt einmal mehr angesichts der vergleichsweise kurzen Historie, auf die der WVP zurückblickt. Die ersten Gedanken dazu seien 2009 gereift, erzählt Markus Hündgen, selbsternannter Videopunk und neben dem Trend- und Zukunftsforscher Dimitrios Argirakos Gründer und Macher des WVP. „Damals haben wir noch als Hobby so genannte Videocamps veranstaltet.“ Dabei handelte es sich um lockere Zusammenkünfte von Webvideo-Pionieren aus ganz Deutschland. Irgendwann stand die Frage im Raum: „Wie können wir diesen kreativen Innovatoren eine Bühne schaffen und diese Leuchttürme heller erstrahlen lassen?“, berichtet Hündgen weiter. Und so fand im Februar 2011 in einem Essener Kunstkino, vor 350 Gästen und noch ohne Livestream, die erste Preisverleihung statt. Mit über 4000 Einreichungen deutete sich aber damals schon an, welches Potenzial im WVP steckt. Nur sieben Veranstaltungen später hat sich schließlich nicht nur die Zahl der Einreichungen, sondern auch der Gäste um ein Vielfaches erhöht: 3.700 Menschen feierten im Düsseldorfer ISS Dome mit, als die Preisträger von 25 Kategorien ausgezeichnet wurden. Unzählige weitere Fans waren zudem bei der Live-Übertragung auf YouTube und Facebook dabei. Die Gewinner des diesjährigen Webvideopreis finden Sie hier.
Damit hat der WVP allerdings eine Dimension erreicht, die die Macher zwar mit großem Stolz erfüllt, die sie gleichzeitig aber auch das Award-Konzept grundlegend überdenken lässt. „Wir sind gerade dabei, die Regularien zu überarbeiten“, sagt Roth. „Unter anderem stellt sich – angesichts der Unmenge an Einreichungen – aus zeitlichen wie auch aus Kapazitätsgründen die Frage, ob weiterhin jeder aus der Bevölkerung, noch dazu ohne Gebühr, einreichen darf.“ Das ist nur ein Punkt von vielen, der in nächster Zeit in der Webvideopreis-Academy diskutiert werden muss.
Einige Neuerungen können allerdings jetzt schon verkündet werden: So wird es den zuletzt in die Kritik geratenen Social-Media-Vote auf den verschiedenen Kanälen nicht mehr geben. Stattdessen soll die Abstimmung der Fans, die immerhin zu 50 Prozent in die Bewertung einfließt, künftig allein auf der offiziellen Website des WVP stattfinden. Zudem ist geplant, die Anzahl der Kategorien von zuletzt 25 wieder deutlich zu reduzieren. Um stärker hervorzuheben, was der WVP überhaupt auszeichnen will und was nicht, wird die Konstitution des Awards überarbeitet und stärker verbreitet. Auch ist sich die EWVA ihrer Größe und Verantwortung bewusst und will sich daher auch vermehrt politisch Position beziehen, wie beispielsweise zum Thema Rundfunklizenzen auf YouTube und Twitch. Schließlich stehen auch Überlegungen zu einer neuen Location für die Gala im Raum.