09. November 2022
Die Hamburger Ströer-Niederlassung stand am vergangenen Donnerstag, dem 03.11.2022, ganz unter dem Motto Retro und ließ uns tief in die Vergangenheit der 1970-2000er Jahre eintauchen.
Gut 50 geladene Gäste – ein Mix aus PartnerInnen, Kundschaft und Branchen-FreundInnen – besuchten unser After-Work-Event, lauschten den spannenden Vorträgen unser drei Speaker und genossen anschließend ein gemütliches Get-Together mit Nostalgie-Feeling sowie guten Gesprächen. Nach den kulinarischen Highlights wie Mettigeln oder Götterspeise wurden am Pac-Man Automaten oder an der Atari-Konsole alte Fähigkeiten wiedererweckt und neue Rekorde eingefahren (An dieser Stelle vielen Dank an den Retro-Spiele-Club Hamburg!). Ein gelungenes, aber vor allem inspirierendes Event! Doch nun der Reihe nach.
Als Ströer Core beschäftigen wir uns an unserem Leverkusener Standort täglich mit Trends und Innovationen. Zugegebenermaßen fällt auch uns der Blick in die Zukunft nicht immer leicht. Doch wir haben gelernt, dass es wichtig ist, zu verstehen, wie Trends und Innovationen entstehen und zu begreifen, was sie erfolgreich macht oder floppen lässt - und dass sich dafür der Blick in die Vergangenheit lohnt. Man muss zurückblicken und Vergangenes verstehen, um Zukunft (besser) voraussagen zu können. Vermehrt die Retro-Brille aufzusetzen kann wahrlich ein echtes Hilfsmittel sein, wenn es darum geht, Inspirationen für einen geschärften Blick in die Zukunft zu erhalten.
Schließlich gab es schon immer Trends und Innovationen. Doch warum setzten sich manche durch, andere wiederum nicht? War die Technologie nicht zukunftsfähig oder brauchten die Menschen sie einfach nicht? Wo konnte Technik so überzeugen, dass sie über 20-30 Jahre immer wieder erneuert und weiterentwickelt wurde? Und wie groß war der jeweilige Einfluss von Zeitgeist und Lifestyle?
Das Ziel der Veranstaltung war es, aus der Vergangenheit Muster und Konstanten zu erkennen und sie genauer unter die Lupe zu nehmen, um mehr über die Faktoren und Einflüsse, die eine Idee erfolgreich und dauerhaft machen, zu verstehen. Vor allem auch, weil viele betrachtete Dinge meist in ähnlicher oder neu interpretierter Form als etwas anderes heute wieder auftauchen. Unser Moderator Tim Bardon, Leiter Strategie Media Ströer Core, und unsere drei Speaker Stephan Grünewald (rheingold Institut Köln), Micky Auer (Spieletipps.de) und Rob Brünig (schoepfung GmbH) nahmen uns mit auf eine mitreißende, teils unerwartete und sehr unterhaltsame Vergangenheitsreise.
Im passenden Retro-Ambiente haben uns Stephan Grünewald, Micky Auer und Rob Brünig das Thema Retro aus verschiedenen Blickwinkeln nähergebracht.
Stephan Grünewald, Psychologe und Gründer des rheingold Institutes, betrachtete in seiner Keynote den Retro-Trend im Wandel der vergangenen 22 Jahre und ordnete diesen – aus seiner mehrjährigen Erfahrung und aus über 200 tiefenpsychologischen Studien – in zwei Phasen ein. Während in der ersten Phase bis zum Jahr 2008 der Retro-Trend als verzweifelter Versuch gesehen wurde, zu dynamisieren und Aufbruchstimmung (die schon damals nicht stattfand) durch bereits durchlebte Zeiten zu erzeugen, um Zukunftsbilder zu ersetzen, fand ab 2008 ein Richtungswandel statt. Seither geht es darum ein Geborgenheitsgefühl zu recyclen, Stabilität und (gemütliche) Sicherheit zu verankern. Da wurde glatt der Waschlampen, als Teil der aktuellen Spar-Debatte, als misslungenes Beispiel eines Retro-Trends zum Thema. Hat dieser bei Ihnen auch eine Reaktanz ausgelöst, weil bei Ihnen unschöne Erinnerungen ausgelöst worden sind, die Sie als das „Ende der Selbstwirksamkeit“ erlebt haben?
Micky Auer, stellvertretender Chefredakteur von spieletipps.de, machte bei den signifikanten Meilensteinen der Gaminggeschichte einen Sprung in seine Schulzeit und fand in seinem Vortrag viele Insights, die er bereits „zitternd und schwitzend“ in seinem ersten Referat „Videospiele und ihre Ursprünge“ vorgetragen hatte. Er verdeutlichte uns, dass beim Gaming alles, aber wirklich alles retro ist. Es kommt lediglich auf die temporale Perspektive an. Nicht jede/r kann Abenteuer live und echt erleben, aber jede/r kann, dank Gaming, dennoch ein Abenteurer sein. Wir müssen nur in der Verfasstheit sein, uns der „Invasion“ einer virtuellen Welt hinzugeben. Denn allen, denen diese Möglichkeit zum ersten Mal geboten worden ist, schätzen dies als kostbare Erinnerung, die durch das Erleben, das Spielen oder durch das Betrachten der Games aus jener Zeit immer und immer wieder zum Leben erweckt werden kann. Micky war an diesem Abend auch für den ein oder anderen Ohrwurm verantwortlich. #tetris
Rob Brünig, als Werber in den goldenen Zeiten bei Ogilvy ausgebildet, betrachtete den Retro Trend fast schon wehmütig und mit viel augenzwinkernder Wärme aus Werberperspektive. Retro war früher out, als es um Fortschritt ging, verfängt aber mittlerweile als Werbekonzept besser, weil es Sicherheit und Kontrolle anbietet. Dennoch tun sich Marken mit Retro schwer, es wird selten als Konzept hervorgeholt, weil Werbung den aktuellen Zeitgeist meist jüngerer Zielgruppen treffen soll. Rob wirbt dafür, es öfter auf die strategische Agenda zu hieven, denn Retro basiert immer auf etwas, was eine gewisse Substanz hat. „Aus Retro kannst Du was machen, das verfängt immer“ sagt er und greift lächelnd zu einer Salzstange.
Tim Bardon, Leiter Strategie Media Ströer Core, führte durch den Abend und sorgte mit Einblicken ins frühere TV-Programm (Telespiele mit Thomas Gottschalk) und alten Werbeclips für ein Wechselbad der Gefühle: Von Lachen, Staunen, Erschrecken bis Schockstarre war alles dabei. Kaum zu glauben, wie viel im TV geraucht und getrunken wurde und welche verzerrten Rollenbilder – besonders das der Frau – manifestiert wurden. Und wir haben alle verstanden, warum die legendäre Wutrede von Giovanni Trapattoni positiv (!) unvergessen bleibt und was Influencer:innen daraus lernen können. #authentizität
Mark Behr, Innovationsmanager bei Tempowerk Hamburg
Es war ein gelungener und gut besuchter Abend mit vielen neuen Denkanstößen und inspirierenden Gesprächen. Wir haben verstanden, dass der Retro-Trend viel mehr als lediglich Nostalgie verspricht. Retro Konzepte sind eine valide strategische Option für sehr breite und relevante Zielgruppen. Sie funktionieren zumeist mit wenigen guten Bildern, ohne Worte und Erklärungen. Es werden Erinnerungen geweckt und ein charmantes Gefühl verankert. Das ideale Medium dafür? Out of Home!
Wir danken vor allem unseren Speakern für den tollen Abend! Auf ein baldiges Wiedersehen!
#ströerfuture
#ströercore
#ströer