B21F6BB4-1C5E-4341-9402-72115F03EA26 12. Juni 2023

Faktor Mensch – Tiefenpsychologische Studie von Ströer mit dem rheingold Institut

Heute, mehr denn je, entwickeln sich Technologien im immer schnelleren Tempo und verändern die Art und Weise unseres Lebens und Alltags. Manche technologischen Trends setzen sich durch – andere nicht. Nicht die Technologie an sich ist ausschlaggebend für die Durchsetzung, sondern ihre Fähigkeit, Menschen einen Nutzen zu stiften. Dieser Mehrwert kann auch psychologisch sein. Das Kölner rheingold Institut hat im Auftrag von Ströer fast 100 Deutsche aller relevanten Alters- und Kulturgruppen sprichwörtlich auf die Couch der Morphologinnen und Morphologen gelegt. Eine Kernerkenntnis: Der Umgang mit technologischer Innovation ist vor allem von Skepsis und Unlust geprägt.

Der Mensch im Fortschritt 
Die Studie „Der Mensch im Fortschritt“ hat die rein technische Betrachtung aus Crossroads Evolution um die Frage erweitert, welche Seelenbedürfnisse technologische Innovation bedienen muss, um eine Chance zu haben, akzeptiert zu werden. Dafür wurden 15 zentrale Trends aus dem Bereich Media in die Studie integriert. Das gegenwärtige Angebot scheint nicht nur die Alltags-Notwendigkeiten, sondern auch mehr oder weniger alle offensichtlichen Wunsch- und Traumvorstellungen abzudecken. Damit kündigt sich auch aus psychologischer Perspektive ein technologisch-digitaler Epochenwechsel an.

 

„Durch die aufeinander folgenden Krisen haben wir bemerkt, wie begrenzt die menschliche Allmacht ist“, sagt der Psychologe und Instituts-Leiter Stephan Grünewald. „Der digitale Absolutismus hat uns lange Jahre vorgegaukelt, wir könnten wie beim Smartphone mit einem Fingerwisch die Welt regieren. In unserer jüngsten Studie können wir in dieser Hinsicht eine absolute Ernüchterung feststellen. Wir sind an einem Punkt in der Fortschrittsgeschichte angelangt, an dem das technologisch Mögliche selbst die kühnsten Wunschträume der Menschen überflügelt.“ 

Vertrauen die Menschen Technologien wie ChatGPT? 
„Der Hype rund um ChatGPT hat gezeigt, dass viele Technologien der Zukunft in den letzten Jahren technisch durchaus an Reife zugelegt haben und somit eigentlich für einen breiten Markteintritt bereit sind“, sagt Christian von den Brincken, Geschäftsführer von Ströer Core. Genauso wichtig sei es jedoch, dass die Menschen die Technik auch akzeptierten, ihr vertrauten und sie als sinnvoll betrachten.  

Zudem wächst das Bewusstsein für den durch digitale Anwendungen verursachten CO2 Ausstoß und Ressourcenverbrauch stetig. Außerdem werden technologische Trends und Anwendungen tendenziell kritischer bewertet, die kommunikativ zu einseitig auf Konsum ausgerichtet sind und jenseits davon in keinen übergreifenden Sinnzusammenhang eingebettet sind. „Technologie um der Technologie willen ist für Menschen kein überzeugendes Argument mehr“, sagt Stephan Grünewald.  

Der Wunsch nach digitaler Reduktion 
Das Gefühl der Übersättigung und der Wunsch nach digitaler Reduktion lässt sich gut am Beispiel des Smartphones verdeutlichen: Nutzer:innen sind sich oftmals nur noch über einen Bruchteil der zur Verfügung stehenden Anwendungen bewusst und sind genervt von der schier unüberschaubaren Menge an Apps und der Notwendigkeit, diese einzeln zu downloaden, zu konfigurieren und anzuwenden. Es findet daher ein rigoroses Löschen und Aussortieren von Apps auf dem Smartphone statt – und vor dem Download bzw. beim Verwenden werden Apps viel stärker auf ihre Alltagsrelevanz und ihren tatsächlichen Nutzen hin geprüft.  

Notwendige Bedingungen für die Akzeptanz von Technik 
Im Rahmen der Studie wurden vier notwendige psychologische Kern-Bedingungen identifiziert, die entscheidend für die Bereitschaft der Deutschen sind, sich tiefer mit den Trends und Anwendungen auseinanderzusetzen und die Basis für eine grundsätzliche Akzeptanz bilden. Erst so wird es möglich sein, den Alltag der Deutschen mit einer Anwendung zu durchdringen.  

Die vier Bedingungen können als übergreifendendes Prüfraster für die Kompatibilität technologisch-digitaler Trends und Anwendungen mit dem Faktor Mensch verstanden und genutzt werden. Christian von den Brincken sieht in den Studienergebnissen auch eine deutsche Besonderheit: „Viele Länder haben konsequent in ein digitales Mindset investiert: Finnland, Estland, Schweden, Ukraine. Die Skepsis der Deutschen kann sich als Standortnachteil ausbilden. Unsere Studie bietet Verstehensansätze, wie sinnvolle digitale Lösungen Akzeptanz bei den Menschen finden können und wir diese kollektive Blockade auflösen können.“  

Studiendetails  
Für die Studie wurden Probandinnen und Probanden von 13 bis 65 Jahren in zweistündigen tiefenpsychologischen Interviews befragt. Als Grundlage für die Trends diente die Neuauflage des Trend-Atlasses 2023, der im Rahmen der Trendstudie Crossroads Evolution veröffentlicht wurde. Die Studie stellt ein umfassendes Werk zu den Mega-, Makro- und Mikrotrends dar und bewertet diese im Hinblick auf deren Reife für den deutschen Medien- und Kommunikationsmarkt. Hier geht es zum Download von Crossroads Evolution.

Die Ergebnisse dieser Studie werden nicht gesamthaft veröffentlicht. Gerne stellen wir Ihnen diese exklusiv in individuell zugeschnittenen Keynotes, Vorträgen oder Workshops mit dem rheingold Institut vor. Schreiben Sie uns gern an: strategie(at)stroeer.de